6.1. Videoformate

6.1.1. MPEG-Dateien

MPEG-Dateien treten in unterschiedlichen Erscheinungen auf:

  • MPG: Dies ist die grundlegende Form des MPEG-Dateiformates. Es enthält MPEG1-Video und MP2-(MPEG-1 Layer 2) oder selten MP1-Audio.

  • DAT: Dies ist dasselbe Format wie MPG mit einer anderen Endung. Es wird auf Video-CDs benutzt. Auf Grund der Tatsache, wie VCDs erzeugt werden und wie Linux entworfen wurde, kann man die DAT-Dateien einer VCD weder abspielen noch kopieren. Du musst die Option -vcd zum Abspielen einer Video-CD verwenden.

  • VOB: VOB ist das MPEG-Dateiformat bei DVDs. Es ist das gleiche wie MPG mit zusätzlicher Unterstützung für Untertitel oder nicht-MPEG-(AC3)-Audio. Es enthält MPEG-2-Video und normalerweise AC3-Audio, aber auch DTS, MP2 und unkomprimierte LPCMs sind erlaubt. Lies die DVD-Sektion!

  • TY: Dies ist ein TiVo MPEG-Stream. Er enthält gleichermaßen MPEG-PES-Daten für Audio- und Video-Streams wie auch extra Informationen wie geschlossene Titel. Der Container ist kein MPEG-Programmstream, sondern ein geschlossenes, von TiVo erzeugtes Format. Mehr Informationen zum TiVo-Streamformat findest Du auf der TyStudio-Seite.

Serien von Frames bilden unabhängige Gruppen in MPEG-Dateien. Dies bedeutet, dass du eine MPEG-Datei mit einem Standard-Dateitool (wie dd oder cut) schneiden und zusammenfügen kannst und dieses trotzdem vollständig funktionsfähig bleibt.

Ein wichtiges Feature von MPGs ist, dass sie ein Feld besitzen, welches das Breiten-/Höhenverhältnis des Videostreams angibt. SVCDs haben zum Beispiel Video mit einer Auflösung von 480x480, und im Header ist dieses Feld auf 4:3 gesetzt. Also wird es als 640x480 abgespielt. AVI-Dateien fehlt dieses Feld oft, sodass diese während des Encodierens skaliert werden müssen oder die Option -aspect bei der Wiedergabe verwendet werden muss.

6.1.2. AVI-Dateien

AVI (Audio Video Interleaved) ist ein von Microsoft entworfenes und weitverbeitetes Multifunktionsformat, das zur Zeit hauptsächlich für DivX- und DivX4-Videos verwendet wird. Es hat einige bekannte Nachteile, und ihm fehlen ein paar wichtige Features (zum Beispiel Streaming). Es unterstützt einen Videostream und 0 bis 99 Audiostreams. Die Dateien können bis zu 2 GB groß sein. Es existiert eine Erweiterung für größere Dateien, genannt OpenDML. Microsoft rät von der Verwendung dringend ab und propagiert ASF/WMV. Als ob das irgendwen kratzen würde.

Es gibt einen Hack, der es AVI-Dateien erlaubt, Ogg Vorbis Audio-Streams zu enthalten, was sie aber auch inkompatibel zu Standard-AVIs macht. MPlayer unterstützt die Wiedergabe solcher Dateien. Eine Spulfunktion ist auch implementiert, jedoch wird diese stark von schlecht konvertierten Dateien mit verwirrenden Headern gestört. Leider schreibt der einzige Encodierer, der fähig ist, solche Dateien zu erzeugen (NanDub), solch problematische Header.

Anmerkung

DV-Kameras können Raw-DV-Streams erzeugen, welche von DV-Aufnahmetools in zwei unterschiedliche Typen von AVI-Dateien konvertiert werden. Die AVI-Datei enthält dabei entweder separate Audio- und Video-Streams, die MPlayer wiedergeben kann, oder den unveränderten DV-Stream. An dessen Unterstützung wird gerade gearbeitet.

Es gibt 2 Arten von AVI-Dateien:

  • Interleaved: Audio- und Videoinhalt werden paketweise ineinander geschachtelt. Die ist üblich, wird empfohlen und auch meist gemacht. Einige Tools erzeugen interleaved AVIs mit schlechter Synchronisation. MPlayer erkennt diese als interleaved, was zum Verlust von A/V-Synchronisation führen kann (evtl. erst beim Vor-/Zurückspulen). Diese Dateien sollten non-interleaved (mit der Option -ni) abgespielt werden.

  • Non-interleaved: Als erstes kommt der ganze Videostream, dann der ganze Audiostream. Dies erfordert viel Suchen in der Datei, was die Wiedergabe vom Netzwerk oder von CDROM schwierig macht.

MPlayer unterstützt zwei Arten des Timings für AVI-Dateien:

  • bps-basiert: Diese Methode basiert auf der Bitrate/Samplerate des Video-/Audiostreams. Diese Methode wird von den meisten Playern verwendet, inklusive avifile und Windows Media Player. Dateien mit kaputten Headern und Dateien, welche mit VBR-Audio aber nicht VBR-unterstützendem Encoder erstellt wurden, führen mit dieser Methode zu A/V-Desynchronisation (meistens beim Spulen).

  • interleaving-basiert: Diese Methode benutzt nicht mehr den Wert der Bitrate sondern die relative Position des Audio-Paketes zum aktuellen Video-Paket, was einige falsch codierte Dateien mit VBR-Audio abspielbar macht.

Jeglicher Audio- und Video-Codec ist erlaubt. Aber bedenke, dass VBR-Audio von den meisten Playern nicht gut unstützt wird. Das Dateiformat macht es möglich, VBR-Audio zu verwenden, aber die meisten Player erwarten CBR-Audio, weswegen VBR-Audio nicht funktioniert. VBR ist ungewöhnlich, und Microsofts Spezifikation zu AVI beschreibt nur CBR-Audio. Bedenke auch, dass die meisten AVI-Encoder/Multiplexer schlechte Dateien mit VBR-Audio erzeugen. Es gibt nur zwei Ausnahmen: NanDub und MEncoder.

6.1.3. ASF/WMV-Dateien

ASF (Active Streaming Format) kommt von Microsoft. Sie haben zwei Arten von ASF entwickelt, v1.0 und v2.0. v1.0 wird von ihren Media Tools (Windows Media Player und Windows Media Encoder) verwendet und ist streng geheim. v2.0 ist veröffentlicht und patentiert :). Natürlich sind sie unterschiedlich und besitzten überhaupt keine Gemeinsamkeiten (es ist nur ein weiteres Spiel mit den Gesetzen). MPlayer unterstützt nur v1.0, weil noch niemand v2.0 Dateien gesehen hat :). Beachte, dass .ASF-Dateien heute auch mit der Extension .WMA oder .WMV vorkommen.

6.1.4. QuickTime/MOV-Dateien

Diese Formate sind von Apple entworfen und können jeden beliebigen Codec enthalten, CBR oder VBR. Normalerweise haben sie die Endung .QT oder .MOV. Seitdem die MPEG4-Gruppe QuickTime als das empfohlene Dateiformat für MPEG4 ausgewählt hat, kommen ihre .MOV-Dateien mit den Endungen .MPG oder .MP4 daher. (Interessanterweise sind bei diesen Dateien die Video- und Audiostreams richtige MPG- und AAC-Dateien. Mit den den Optionen -dumpvideo und -dumpaudio kannst du sie sogar extrahieren).

6.1.5. VIVO-Dateien

MPlayer demuxt nun auch fröhlich VIVO-Dateiformate. Der grösste Nachteil des Formates ist, dass es keinen Index-Block besitzt, auch keine fixe Paketgröße oder Sync-Bytes. Die meisten Dateien besitzen nicht mal Keyframes, also vergiss das Spulen!

Der Videocodec von VIVO/1.0-Datei ist Standard-h.263. Der Videocodec der VIVO/2.0 Dateien ist veränderter, nichtstandard-h.263. Bei Audio ist es dasselbe, es ist g.723 (Standard) oder Vivo Siren.

6.1.6. FLI-Dateien

FLI ist ein sehr altes vom Autodesk Animator benutztes Dateiformat. Es ist aber immer noch ein im Internet gebräuchliches Dateiformat für kurze Animationen. MPlayer demuxt und decodiert FLI-Filme und ist sogar fähig, in ihnen vor- und zurückzuspulen (nützlich, wenn man looping mit der Option -loop aktiviert hat). FLI-Dateien haben keine Keyframes, was zu verunstalteten Bildern kurz nach dem Spulen führt.

6.1.7. RealMedia-(RM)-Dateien

Ja, MPlayer kann RealMedia-Dateien (.rm) lesen (demuxen).

6.1.8. NuppelVideo-Dateien

NuppelVideo ist, soweit ich weiss, ein TV-Aufnahmeprogramm. MPlayer kann dessen .NUV-Dateien (nur NuppelVideo 5.0) lesen. Diese Dateien können unkomprimierte YV12-, komprimierte YV12+RTJpeg-, komprimierte YV12-RTJpeg+lzo- und komprimierte YV12+lzo-Frames enthalten, welche MPlayer alle decodiert (und diese auch mit MEncoder zu MPEG4 (DivX)/etc!) encodiert). Spulen funktioniert.

6.1.9. yuv4mpeg-Dateien

yuv4mpeg / yuv4mpeg2 ist ein Dateiformat, das von den mjpegtools-Programmen verwendet wird. Du kannst damit Video in diesem Format einlesen, produzieren, filtern oder encodieren. Das Dateiformat ist eigentlich eine Sequenz unkomprimierter YUV 4:2:0 Bilder.

6.1.10. FILM-Dateien

Dieses Format wird auf alten Sega Saturn CD-ROM-Spielen verwendet.

6.1.11. RoQ-Dateien

RoQ-Dateien sind Multimedia-Dateien, welche in gewissen ID-Spielen wie Quake III und Return to castle Wolfenstein benutzt werden.

6.1.12. OGG/OGM-Dateien

Dies ist ein neues Dateiformat von Xiphophorus. Es kann beliebige Video- und Audio-Codecs enthalten, sowohl CBR als auch VBR. Man benötigt dazu installierte libogg- und libvorbis-Bibliotheken vor der Kompilierung von MPlayer, um sie wiedergeben zu können.

6.1.13. SDP-Dateien

SDP ist ein IETF-Standardformat, das Video- und/oder Audio-RTP-Streams beschreibt. (Dazu werden die "LIVE555 Streaming Media"-Bibliotheken benötigt.)

6.1.14. PVA-Dateien

PVA ist ein MPEG-ähnliches Format, das von verschiedenen Programmen benutzt wird, die bei DVB-TV-Karten mitgeliefert werden (z.B. MultiDec, WinTV unter Windows).

6.1.15. NSV-Dateien

NSV (NullSoft Video) ist das vom Winamp-Player zum Streamen von Audio und Video verwendete Dateiformat. Video ist VP3, VP5 oder VP6, Audio is MP3, AAC oder VLB. Die Nur-Audio-Version von NSV hat die Erweiterung .nsa. MPlayer kann beides abspielen, NSV-Streams und -Dateien. Beachte bitte, dass die meisten Dateien von der Winamp-Seite VLB-Audio verwenden, welches noch nicht decodiert werden kann. Darüber hinaus benötigen Streams von dieser Seite einen extra Layer zum Extrahieren der Pakete, der immer noch auf seine Implementierung wartet (diese Dateien sind ohnehin nicht abspielbar, weil sie VLB-Audio verwenden).

6.1.16. Matroska-Dateien

Matroska ist ein offenes Containerformat. Lies mehr dazu auf der offiziellen Site.

6.1.17. NUT -Dateien

NUT ist das von MPlayer- und FFmpeg-Leuten entwickelte Containerformat. Beide Projekte unterstützen es. Lies mehr dazu auf der offiziellen Site.

6.1.18. GIF-Dateien

Das GIF-Format ist ein weit verbreitetes Format für Grafiken im Web. Es gibt zwei Versionen der GIF-Spezifikationen, GIF87a und GIF89a. Der größte Unterschied liegt darin, dass GIF89a Animationen erlaubt. MPlayer unterstützt beide Formate mit Hilfe der libungif-Bibliothek oder einer anderen libgif-kompatiblen Bibliothek. Nicht-animierte GIFs werden als Ein-Bild-Videos dargestellt. (Mit den Optionen -loop und -fixed-vo können solche GIFs länger angezeigt werden.)

Momentan unterstützt MPlayer das Spulen in GIF-Dateien nicht. Die einzelnen Bilder in GIF-Dateien haben nicht zwangsläufig die gleichen Dimensionen, und auch nicht eine feste Bildrate. Jedes Bild hat vielmehr seine eigenen Dimensionen und soll an einer bestimmten Position auf einem Bereich angezeigt werden, der selbst aber eine feste Größe hat. Die Bildrate wird von einem optionalen Block vor jedem Bild kontrolliert, der die Anzeigedauer des auf ihn folgenden Bildes in hundertstel Sekunden angibt.

Standard-GIF-Dateien enthalten 24 Bit RGB-Bilder mit einer indizierten Palette, die höchstens bis 8 Bit geht. Die Bilder sind normalerweise mit dem LZW-Algorithmus komprimiert. Es gibt aber auch GIF-Encoder, die unkomprimierte Bilder erzeugen, um die Patentprobleme mit dem LZW-Algorithmus zu umgehen.

Wenn bei deiner Distribution die libungif nicht dabei ist, dann lade sie von der libungif-Homepage herunter. Detaillierte technische Informationen findest du in den GIF89a-Spezifikationen.